Die Planung war perfekt. Bereits zu Jahresbeginn hatte Jugendwartin Anja Bühler alles klar gemacht. Termin festgelegt, Mitglieder informiert, Kanus bestellt, Zeltplatz und Gästezimmer reserviert, Grillgut geordert, Salatspenden in Auftrag gegeben, Grills und Grillkohle aufgetrieben, Teilnehmergebühr eingesammelt, Fahrgemeinschaften organisiert.

Nur eins lässt sich in Deutschland leider nicht perfektionieren: das Wetter. War ganz Europa in der Woche zuvor noch von einer Hitzewelle mit Extrem-Temperaturen um 40 Grad heimgesucht, fiel das Thermometer just zum lang ersehnten Tag der gemeinsamen Kanutour auf gerade mal die Hälfte  –  bei großzügiger Betrachtung. Noch dazu war der Durchzug eines Regengebietes angesagt, welches in Berlin bereits zu sintflutartigen Güssen mit meterhoch voll gelaufenen Kellern geführt hatte. „Was also tun?“ sprach nicht nur Zeus, sondern am Vorabend der Tour auch die Jugendwartin.

Um die Enttäuschung der Teilnehmer, die sich ebenfalls mit reichlich Grillgut und Salatzutaten gerüstet hatten, nicht allzu groß werden zu lassen, entschloss sie sich zu einer umfangreichen Rundrufaktion und stornierte kurzerhand die Unterkünfte auf dem Zeltplatz. Da der Regen am Samstag erst gegen 13 Uhr vorhergesagt war, traf sich die paddelbegeisterte Runde schon um 9.30 Uhr zur Abfahrt mit den Booten. Zwar war der Teilnehmerkreis bereits um gut ein Drittel geschrumpft, doch immerhin trafen sich 32 Kinder und ihre Eltern am Abfahrtsort Leun, wo Einweisung der Boote erfolgte. 24 km die Lahn flussabwärts galt es zu überwinden, bevor die Boote am Zeltplatz Gräveneck wieder abgeholt werden sollten. Das klang erstmal nicht so tragisch und mit großer Vorfreude und voller Elan gingen die Teams in dreier und Viererbooten an den Start. Ohne große Komplikation gelang der Einstieg und im Nu waren alle 9 Boote auf dem Wasser. Bewährt schienen Konstellationen aus zwei Erwachsenen jeweils vorne und hinten mit Kindern in der Mitte zu sein. Ausnahme war das sogenannte „Partyboot“ mit   Niklas, Santiago,  Marius, und Kian das seine Schlagzahl dem Rhythmus der mitgebrachten Lautsprecherbox anpasste. Andere feuerten sich mit „und eins….und zwei…“ an. Wiederum andere sangen fröhliche Lieder. Gelegentlich wurden Snacks über sich treffende Boote hinaus ausgetauscht. Zwei Boote wickelten gar eine Hundeübergabe während der Fahrt ab, da Luna, die quirlige Hündin von Familie Bühler lieber im Boot von Frauchen mitfahren wollte.

Im großen und ganzen kamen die Boote recht homogen voran und gleiteten durch unberührte, sattgrüne Naturlandschaften mit interessanter Flora und Fauna wie etwa gelb blühenden Seerosen oder hellgrün verschlungenen Algengebilden in Ufernähe. In Ufernähe kam man übrigens öfter, als man  geplant hatte, denn den meisten Bootscrews war ein gewisser Zickzackkurs nicht abzusprechen. Und auch „lenken“ will gelernt sein. Sich einfach nur treiben lassen, war definitiv keine Devise! Nach mehreren Flusskilometern wurde die erste Schleuse erreicht – eine gute Gelegenheit, die Arme mal baumeln zu lassen und Einiges vom mitgebrachten Proviant zu verzehren. Gut gestärkt ging‘s dann weiter, obgleich Einigen die Anstrengung deutlich anzusehen war. Extremer Gegenwind forderte den Paddlern zudem viel Kraft ab. Nach ca. 2/3 der Strecke, kurz vor dem Weilburger Schifffahrtstunnel fing dann leider noch dazu der vorhergesagte Regen an, der sich von leichtem Tröpfeln allmählich zu einem Starkregen entwickelte, der selbst bei den hartnäckigsten Vertretern von Goretex-Produkten Zweifel aufkommen ließ. Es schüttete wie aus Eimern. Von da an hieß es dann leider nur noch „Augen zu und durch“. Sehnsüchtig wurde jeder Flusskilometerstand  herbeigesehnt, wobei ja eigentlich „nasser als nass“ gar nicht gehen konnte. Als bei Flusskilometer 48 endlich der Campingplatz in Sicht kam und gegen 17 Uhr auch das letzte Boot wieder an Land gezogen wurde, war – zumindest für die meisten – trockene Kleidung eine große Wohltat. Gut, dass  sich die Organisatoren Zelten, Grillen und Lagerfeueridylle für die Wiederholungstour im nächsten Jahr bei  hoffentlich strahlendem Sommerwetter aufgehoben hatten. Trotz suboptimaler Witterungsbedingungen konnten doch alle mit Stolz auf eine tolle Teamleistung  und 24 Kilometer zurückgelegte Wegstrecke zu Wasser zurückblicken. Auch am Sonntag wurde so mancher noch durch die Aktivierung ungeahnter Muskelpartien an die Fahrt erinnert.